Vom ÖKV/FCI zum AÖRC/RVÖ
Aus gegebenen Anlässen haben wir .......
NEWS:
21.03.2023
Neu in meiner Sammlung:
The Rottweiler Standard
Gerard O’Shea - Erscheinungsdatum: 2022/08/15
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Rottweiler zur schwarzen Madonna
Letztes Update:
21.03.2023
Der Rottweiler in der Literatur des
19. Jahrhunderts.
Ludwig Beckmann widmet dem Rottweiler in seinem großen Werk „Die Rassen des Hundes“, 1864, kein eigenes Kapitel, weil er, dem „Rottweiler Metzgerhund“ keine Überlebenschancen gab.
Über die deutschen Triebhunde schreibt er; „ Ihre Farbe ist meistens einfarbig rot / gelb oder schwarz mit gelben Abzeichen, fast immer Stumpfschwarz und kurzen, hängenden Ohren und in der Größe eines starken Jagdhundes. Leider verschwinden diese sehr typischen Hunde in der Folge der Ausdehnung der Bahnstrecken immer mehr, da das Schlachtvieh nicht mehr wie früher meilenweit getrieben werden muss.
Auch die Württemberger und Rottweiler Metzgerhunde bildeten früher und noch jetzt eine konstante Rasse. Ein näheres Eingehen auf diese Typen dürfte bei dem voraussichtlichen Verschwinden derselben überflüssig sein. Beckmann irrte sich. Von einem „Württemberger Metzgerhund“ wissen wir freilich heute nichts mehr vermutlich war er mit dem Rottweiler Metzgerhund identisch-, aber dieser "Rottweiler Metzgerhund“ hat überlebt und erfreut sich bei den Freunden des Gebrauchshundes einer stets steigenden Beliebtheit.
H. v. Bylandt stellt den „Metzgerhund“ in seinem Werk „Hunderassen“ 1894, in drei Bildern vor und gibt neben der heute üblichen Färbung auch Rein gelb mit oder ohne schwarze Maske an, was seiner Meinung nach auf eine Einkreuzung von Deutschen Doggen schließen lasse. Das muss aber nicht unbedingt der Fall sein. Es gab in den Würfen aller Nachkommen der ehemaligen „Küherhunde“ ab und zu rote, gelbe oder braune Welpen, und zwar ohne das in diesen Fällen jemals Deutsche Doggen eingekreuzt worden wären.
KULL Albert, der um das Jahr 1883 den ersten Rottweiler-Standard verfasste, macht dieses Bild, die dann Bylandt als „ Der ideale deutsche Treibhund“ in sein Werk „Hunderassen“, 1894, übernahm.
Um die Jahrhundertwende widmet Richard Strebel in seinem Werk „Die deutschen Hunde“ den Rottweiler ein kurzes Kapitel. Offenbar glaubte auch er nicht so recht an ein Überleben der Rasse. Der Rottweiler war damals so selten geworden, dass es Strebel erst nach vielen Bemühungen gelungen ist, in den Besitz eines Schädels dieser Rasse zu gelangen. Auch hatte er Mühe, sich ein Bild eines Rottweilers zu beschaffen, er wurde „von Pontius zu Paulus geschickt, ohne nennenswerten Erfolg“, klagte er. Die Zucht lag damals im argen und „nimmt man sich seiner nicht bald energisch an, so wird er mit der Zeit wohl von anderen Hunden ganz verdrängt werden“, meint Strebel recht pessimistisch. Dass die Rasse sehr selten geworden war, bezeugt auch Emil Stiefel, einer der ersten Präsidenten des Rottweiler Klubs in Schweizer Hundesport und Jagd, 1922. So Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts waren es kaum mehr als 5 bis 7 Rottweiler, die sich auf den Ausstellungsbänken sehen ließen.
Wie verschieden sich übrigens noch nach dem Ersten Weltkrieg die Rottweiler dem Richter präsentierten, geht wohl daraus hervor, dass der Rüde „Kuroki v. Zähringen“ ohne Stammbuchnummer 1918, einen ersten Preis mit der Qualifikation „Vorzüglich“ erhielt und dann vier Jahre Später mit einem „Befriedigend“ bewertet wurde, wobei der Richter eine Anzahl Fehler aufzählte, die der Rottweiler auch vier Jahre zuvor schon gehabt haben musste.
Herkunft und Verwandte des Rottweilers.
Richard Strebel zählt den Rottweiler zu den „glatthaarigen Treibhunden“. Er vertritt die damals gängige Meinung, alle Triebhunde oder Metzgerhunde (Rottweiler und Schweizer Sennenhunde) seien durch die Römer nach Mitteleuropa und nach England gebracht worden. Den Beweis für diese Theorie sieht er darin, dass sich diese „Rassen“ vor allem entlang der alten Römerstraßen festsetzten und erhalten haben, was freilich gerade für den Appenzeller und den Entlebucher Sennenhund nicht gibt. Richard Strebel schreibt: „Betrachten wir die Karte der Schweiz, so sehen wir, dass nachdem sie den Gotthard, den großen historischen Pass, überschritten, sich noch Norden das Oberland, im weiteren Verlauf das Rheintal anschließt, welches am östlichen Ende des Bodensees endet. Dies war eine der Heerstraßen der Römer, Appenzell liegt unmittelbar darin, Verfolgen wir diese Heerstraße (die Gotthardroute) nach Norden, durch den Aargau, Schaffhausen, Donaueschingen, so kommen wir nach Rottweil, wo wieder ein Vetter der Rasse, der Rottweiler, vorkommt. Gehen wir von Schaffhausen den Rhein hinunter, so treffen wir auch auf die vierte Art: Den rheinischen Stüppen“.
Richard Strebel Theorie hat leider einige Schönheitsfehler. Heute ist das Straßennetz des römischen Weltreiches sehr eingehend erforscht. Dabei zeigt sich, dass weder durch das Entlebuch noch das Appenzellerland jemals ein römischer Handelsweg führte. Die wichtigste Reichsstraße durch helvetisches Gebiet führte vom Großen St. Bernhard über Villeneuve, Vevey, Moudon zur Hauptstadt Avenches und von da durch das Große Moos nach Studen (Petinesca), Solothurn, Vindonissa und an den Rheinübergang bei Zurzach. Eine Abzweigung führte über den Hauenstein nach Augst, die andere durch die Pierre Pertuis (Petra pertusa) nach Gallien. Der Gotthard wurde zur Römerzeit, der unüberwindbaren Schöllenenschlucht wegen – kaum begangen; die wichtigen Bergpässe waren der St. Bernhard, der Splügen und der Julier. Durchs Rheintal führte die Heerstraße der rechten Berglehne entlang, vermied die Rheinebene und berührte das heutige Appenzellerland nicht. Nun finden wir aber die Reste der Treibhunde zu Ende des 19. Jahrhunderts ausgerechnet in Gegenden. die weitab des römischen Verkehrs lagen, die zudem recht spät und spärlich, wenn überhaupt, durch die Römer kolonisiert wurden; dagegen fehlen sie entlang der Hauptverkehrsader durch das Mittelland und den Jura vollständig. Das mag zeigen, wie sehr diese Theorien in der Luft hängen, die ähnliche Rassen in verschiedenen Ländern mit den Handelswegen antiker Völker erklären wollen.
Damit sei nicht bestritten, dass Hunde, die mit den römischen Heeren und mit römischen Händler in die nördlich der Alpen gelegenen Länder kamen, die hiesigen Hundepopulationen beeinflusst haben, aber die einheimischen Hunde waren derart in der Überzahl, dass der Einfluss der Fremdlinge relativ gering bleiben musste. Man stimme eher Rittmeister v. Stephanitz als Richard Strebel zu, wenn ersterer die Meinung vertritt, die Triebhunde in Süd- und Mitteldeutschland seien aus alten einheimischen Schäfer- und Hirtenhunden hervorgegangen.
Der Bauernhund war in vielen Lokalschlägen bereits vor dem Einfall der Römer bei dem Ackerbaue und Viehzucht treibenden Kelten und Germanen verbreitet. So sagt auch Rudolf Löns in seiner Abhandlung „Die Deutschen Schäferhunde der Gegenwart“, „Der große Viehtreibhund ist die Grundform des großen Hofhundes für den Dauerlauf. Sie ging aus dem Hofhund hervor durch ihre hauptsächlichste Beschäftigung mit dem großen Vieh, das nicht führen lässt, sondern getrieben werden muss. Der Treibhund muss stark genug sein, dass schwerste Rind mit Angriffssprung in die Knie zu zwingen und zu bändigen, er muss flink genug sein, es von hinten in die Hesse zu kneifen, ohne sich schlagen zu lassen, und ausdauernd genug, um im ständig von einer Stelle zur anderen pendelnden Wechselgang, das Stück treibend, anspringend und um bellend, tageweise Märsche zu machen.“
Zum Vorkommen der Treibhunde in Nord-, Mittel- und Süddeutschland sagt Löns: „In Nord- und Mitteldeutschland herrscht ein Metzgerhund vor, der in langen Linien gebaut ist, langgestreckt in Rumpf, mit langer Schulter und langem Oberarm, der zur Schulter im rechten Winkel steht und mit gleichlaufend gebildeter Hinterhand; der Kopf ist lang, der Oberkopf mächtig breit, der Fang lang, der Rachen auffallend tief gespalten. Der Schwanz ist ein spannenlanger Stumpf oder eine mittellange buschige Hängerutte, in der unteren Hälfte aufgebogen getragen. Die Färbung ist vorwiegend schwarz, rostbraun eingerahmt, mit weißen Abzeichen in Gestalt von Blesse, Bruststern, Halsring, Strümpfen und am Schwanzende; auch Graugelb kommt vor. Im Wesen unterscheidet sich der norddeutsche Metzgerhund kaum vom süddeutschen, der als Rottweiler in der Öffentlichkeit bekannt geworden ist. Er selbst wurde bisher in seiner reinen Form von der Hundeliebhaberei noch nicht entdeckt. In Mitteldeutschland begegnet die nördliche Form der südlichen, die abweichend von ihr kurz, gedrungen und breit gebaut ist. Sie hat also einen kurzen Rumpf mit mächtig breitem, aber auch tiefen Rippenkorb, Stiernacken, breitem Oberkopf und mittellangem, sehr kräftigem Schnauzenteil, der häufig Neigung zur Bullenbeißerform verrät. Der Brusttiefe angemessen sind auch die Schultern lang, die Oberarme stehen aber zu ihnen in einem stumpfen Winkel, und auch hinten steht der Hund gleichmäßig steil. Dieser Hund geht mit Vorliebe im Paßschritt, schiebt dabei abwechselnd beide Körperseiten weit vor und bekommt dadurch einen auffällig schaukelnden Gang. Im Übrigen sind beide Schläge übereinstimmend gebildet; auch der Süddeutsche Stumper, wie er häufig genannt wird, hat den kurzen oder mittellangen Schwanz, das derbe, dichte, fingerlange Stockhaar, in einzelnen Fällen auch ein kürzeres Langhaar, meist schwarz, hin und wieder gelbe oder schwarzgelb gestromte Grundfarbe, mit oder ohne weiße Abzeichen und das rechte Triebhundewessen.“ Soweit Rudolf Löns. Seine Beschreibung trifft – abgesehen vom Passgang und dem weißen Abzeichen – treffend auf den Rottweiler zu.
Darüber, dass der große schweizerische Metzgerhund /der heutige Große Schweizer Sennenhund) und der Rottweiler ein und dieselbe Form des alten Bauernhundes verkörpern, kann kein Zweifel bestehen.
Die Zeichnung, die Richard Strebel vom Rottweiler angefertigt hat, zeigt einen Hund von ausgesprochenem „Küherhundtyp“. Er ist schlanker und längst nicht so „bullig“ wie der heutige Rottweiler, auch hat er einen bedeutend flachen Schädel mit kaum angedeutetem Stop, was ihn wiederum vom heutigen Rottweiler unterscheidet. Wäre Richard Strebels Hund nicht kurzschwänzig, würde man ihn für einen großen Schweizer Sennenhund alter Prägung halten.
E. Seiferle (Neue Hundekunde“, 1960) sagt denn auch mit Recht von den Treibhunden: „…ihre Vertreter verfügen
über so charakteristische Merkmale, dass sich die Zusammenfassung dieser fünf Rassen zu einer selbständigen Gruppe direkt aufdrängt. Ihre Heimat beschränkt sich auf die Schweiz und Süddeutschland.
Als erblich fixierte Rassen sind sie alle noch jung, und als gemeinsame Ausgangsform dürfte der noch in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Mitteleuropa verbreitete Metzgerhund in Frage
kommen…“
Weil der Unterschied zwischen dem Rottweiler und dem großen „Schweizer Metzgerhund“ recht gering war, „hackten die Schwaben ihren Hund den Schwanz ab. In seiner schwädischen Heimat missfiel aus seine weiße Farbe; denn die Nationalfarben waren schwarz/gelb, sagte O. Fehringer („Das neue Hundebuch“, 1954). Damit waren wohl genügend Unterschiede geschaffen, um die Rasse nach getrennten Gesichtspunkten zu züchten.
Sein Name:
Seinen Namen erhielt der Hund von der Stadt Rottweil, die übrigens erst mit den Eidgenossen verbündet war. Rottweil geht auf eine Gründung durch die Römer in Jahre 74 n. Chr. zurück und hieß damals Arae Flaviae, so genannt nach dem damaligen Kaiser aus dem Hause der Flavier. Archäologische Funde zeigen aber, dass schon vor der römischen Stadtgründung hier keltische Stämme sesshaft waren, und als Ackerbauern und Viehzüchter hatten diese bestimmt ihre Haus- und Hirtenhunde.
Rottweil sieht auf eine alte „kynologische Tradition zurück, wie wir den „Rottweiler Heimatblatt“. 1975 entnehmen können. Beim Ausräumen römischer Zisternen kamen verschiedene Knochen von Hunden zutage, ferner zeigt ein um das Jahr 180 entstandenes Mosaik Orpheus mit seiner Harfe und einen kleinen schlanken Hund, der der Musik zuhört. Aus dem ausgehenden Mittelalter sind verschiedene schriftliche Zeugnisse überliefert, in denen Hunde erwähnt werden; auch von Hundeproblemen weiß die Stadtchronik zu berichten. Offenbar hatte die Hundepopulation Anfang des 17. Jahrhunderts derart stark zugenommen, dass der Rat im Jahre 1610 die Bürger von den Kanzeln herunter aufforderte, die zahllosen Hunde abzuschaffen, auch die Metzgermeister durften nur noch einen einzigen Hund halten.
1686 verordnete der Rat, dass die Hunde über Nacht in den Häusern verwahrt werden sollten. Dass den Metzgern ausdrücklich verboten war, mehr als einen Hund zu halten, lässt darauf schließen, dass gerade dieser Berufsstand zahlreiche Hunde hielt. Dass dagegen dem Scharfrichter (Henker) erlaubt war, bis zu vier Hunde zu halten, mag darauf zurückzuführen sein, dass er – wie andernorts auch – zwar notwendig, aber dennoch verachtet war.
Über die Art der Hund wissen wir nicht viel, wenn aber, wie wir bei A. Pienkoss („Rottweiler, 1982) nachlesen, „Meister, Knechte und Lehrlinge ihre Freude daran hatten, wenn ihre Hunde sich in Raufereien auszeichneten“, müssen wir annehmen, dass es sich durchweg um große kräftige Hunde gehandelt hat, aus denen schließlich der moderne Rottweiler hervorgegangen ist. In der Gegend von Köln hieß der Metzgerhund „ Stüpp“, in Süddeutschland auch „Stumper“. Im süddeutschen Raum soll man den Hund häufig „Melac“, im norddeutschen Raum dagegen „Davout“ geheißen haben, was aber wohl eher Individualnamen als eine Rassebezeichnung gewesen sein mögen. Der französische General Melac war der Zerstörer der Pfalz, Davout der verhasste napoleonische General der Besatzungstruppe in Hamburg. Diese Übertragung der Namen verhasster Personen auf die Hunde einer bestimmten Rasse ist nicht gerade schmeichelhaft für diese Rasse und mag darauf hinweisen, dass diese großen Metzgerhunde ganz allgemein als bissig und äußerst rauflustig galten.
Der Stumper:
Wie bereits gesagt, hieß der rheinische Metzgerhund „Stüpp“. Das Wort „Stüppen“ heißt „abschneiden“, „zurückschneiden“. „Stüpp“ hieß der Hund wegen seines abgeschnittenen Schwanzes. Aus dem gleichen Grund hieß er in Süddeutschland „Stumper“. Wie viele Hunde beim Anfang der Reinzucht des Rottweilers eine angeborene Stummelrute hatte, wissen wir nicht. E. Hauk meint zwar, der „Mutzschwanz“ sei häufig gewesen – eine Meinung, die angezweifelt werden muss.
Auf dem Zunftschild der Rottweiler Metzgerzunft, das aus dem Jahre 1860 stammt, hat der abgebildete Treibhund eine sichelförmige nach oben gebogene Rutte. Wäre damals der Mutzschwanz die Regel gewesen, hätten die Metzger sicher einen Stummelschwänzen Hund auf ihr Wahrzeichen gesetzt. Vom Entlebucher Sennenhund, der ohne Zweifel dem gleichen Stamm der alten Bauernhunde entsprossen ist wie der Rottweiler, wissen wir, dass die angeborene Stummelrute mit Subletalfaktoren gekoppelt ist. Die Züchter vermeiden deshalb aus guten Grund die Paarung zweier Stummelschwänze geborener Hunde. Bei Anurie (Stummelschwänzigkeit) treten oft Rückenmarkdefekte verschiedenen Grades auf, homozygote (reinerbige) Tiere sind nicht lebensfähig. Überlebende Mutzschwänze sind also immer heterozygot. Es besteht kein Grund zur Annahme, dass beim Rottweiler andere Verhältnisse vorliegen können. Sollte das allgemeine Kupierverbot kommen (Das seit 2008 bereits eingeführt wurde), so würden beim Rottweiler vermutlich verschiedene Rutenformen auftreten. Denkbar ist jedenfalls ein Ringelschwanz wie beim Appenzeller Sennenhund, dann auch eine Sichelrute oder, im besten Fall, eine hängende, im letzten Drittel leicht aufgebogene Rute, wie sie die großen Schweizer Sennenhund (Berner und Große Schweizer) tragen. Dazu kämen angeborene Mutzschwänze unterschiedlicher Länge. Die Züchter müssen sich in diesem Falle (der durchaus eintreten kann!) auf eine neue Rutenform des Rotweilers einigen.
Der Metzgerhund:
Rottweil war seit jeher ein Handelszentrum. Zu den großen Viehmärkten wurde Großvieh von weither nach Rottweil gebracht. Dazu brauchten die Viehhändler ausdauernde Hunde, die zudem groß und kräftig genug waren, um mit einem widerspenstigen Stück Großvieh fertig zu werden. Darüber hinaus müssten die Hunde während der Nacht die Herden bewachen. Doch nicht nur die Viehhändler, sondern auch die Metzger hielten Triebhunde, die ihnen halfen, das gekaufte Schlachtvieh ins Schlachthaus zu treiben. Der Hund des Metzgers und Viehhändler hatte aber nicht nur das aufgekaufte Vieh zu treiben und zu bewachen, er musste auch seinen Herrn und Meister beschützen, wenn dieser mit dem gefüllten Geldgürtel zum Viehaufkaufen über Land ging. Am meisten verbreitet waren schwarz/rote, aber auch rote und gelbe Hunde mit einem wetterfesten Haarkleid. Weiße Abzeichen an Kopf, Brust und Läufen waren häufig.
Die Zuchtauslese nach den gleichen Gesichtspunkten, wie sie in der in der Geschichte der schweizerischen Sennenhunde geschildert sind: Die äußere Gestalt des Hundes spielt eine untergeordnete Rolle, was zählt, war die Leistung. Wer den Anforderungen nicht entsprach, wurde als unnützen Fresser getötet oder vorerst einmal „in Hundefett um kastriert“. Der Hund war aber nicht nur Wach-, Schutz- und Treibhund, er hatte auch den Metzgerkarren zu ziehen, wenn der Metzger seine Ware auf den Markt oder zu seiner Kundschaft brachte. Auch Kälber und Schweine wurden mit dem Hundefuhrwerk auf dem Bauernhof abgeholt und zur Metzgerei gebracht.
Heute hat der Motor den Zughund des Metzgers ersetzt, so dass dieser, wie in der Schweiz der „Käsereihund“, nur noch Seltenheitswert hat. Als man im Jahre 1927 im Allgemeinen Deutschen Rottweiler-Klub (ADRK) darüber diskutierte, ob, um den Rottweiler bekannter und beliebter zu machen, er nicht wieder vermehrt als Zughund einzusetzen sei, waren die Meinungen geteilt.
Georg Regner, damals 1. Vorsitzender des Koubs, war ein Gegner des Zughundes: „Als Zughunde mögen die dem Heere bzw. der modernen Kriegsführung gedient haben … aber der Krieg ist vorbei, und ein anderer wird wohl so schnell nicht wiederkommen; infolgedessen ist es auch nicht nötig, dass wir weiter Zughunde ausbilden.“ Und „gerade um seiner Gebrauchsfähigkeit willen möchte ich den Rottweiler als Zughund nicht verwendet wissen…“, schreibt Regner. Der damalige Ehrenpräsident des Klubs, Emil Stiefel, war da anderer Meinung. Er wies darauf hin, dass Zughunde, die nicht überfordert werden, sich freudig einspannen lassen, und folgerte daraus. “Weshalb soll nun eine Betätigung, die dem sie Bestätigenden Freude macht, für dieser in irgendeiner Weise nachteilig sein, wenn er diese Betätigung mit Maß und Ziel ausübt?“ Im Jahre 1935 beschloss ein internationaler Tierschutzkongreß in Brüssel, Hunde sollten fortan nicht mehr als Zugtiere verwendet werden. Einige süddeutschen Städte folgten dieser Empfehlung und verboten das Einspannen von Hunden. Solche Verbote wären freilich kaum mehr nötig gewesen, denn die Zeit des Zughundes war ohnehin vorbei.
In der Schweiz will man die alte Tradition bewahren und führt jedes Jahr Zughundeprüfungen durch. Gestartet wird in den Kategorien Einspänner mit 50 kg und Zweispänner mit 80 kg Nutzlast. Die Wegstrecke beträgt 2,5 km, dazu kommt ein recht anspruchsvoller Hindernisparcours. Richtig eingespannt, machen die Hunde freudig mit.
Die ersten Rassekennzeichen (Standard) für den Rottweiler Metzgerhund wurde vom Tiermaler Albert Kull um das Jahr 1883 ausgestellt (Hauck, nach Pienkoss im Jahre 1901). Von ihm stammen auch die Bilder, die wir aus Bylandts Werk entnommen haben.
Weitere Rassemerkmale wurden dann von Bylandt (1894) und Strebel (1905) veröffentlicht, wobei die beiden Autoren unterschiedliche Vorstellungen von einem Rottweiler hatten.
Die Unterschiedlichen Vorstellungen:
Byland | Strebel | |
Schädel | hochgewölbt | mäßig gewölbt |
Ohren | mittelgroß | klein |
Augen | voll und groß | Augenlider gut schließend |
Schultern | steil | gut gestellt |
Die Farangaben stimmen dagegen bei beiden Autoren überein. Neben Black and Tan wird auch Gelb mit schwarzer Schattierung um die Ohren und auf dem Sattel und Aschgrau mit schwarzen Flecken und gelben Abzeichen angegeben. Weiße Abzeichen auf der Stirn, an der Brust und an den Pfoten galten nicht als Fehler. Nachdem ein Gesetz des 19. Jahrhunderts das Viehtreiben mit Hetzhunden verbot, ging der Bestand an Metzgerhunden stark zurück, und nach H. Zimmermann (1934) soll im Jahre 1905 in der Stadt Rottweil nur noch eine einzige Treibhündin gelebt haben. In Jahre 1906 rief dann Albert Graf aus Heidelberg, der nachmalige erste Sekretär des Rottweiler-Klubs, zur Rettung des selten gewordenen Metzgerhundes auf. Am 13. Jänner 1907 wurde ein erster Rottweiler-Klub gegründet, und am 26. April des gleichen Jahres folgte die Gründung des „Süddeutschen Rottweiler- Klubs“, später wurde ein „Internationaler Rottweiler-Klub“ gegründet. Am 14. August 1921 schlossen sich diesen Klubs zum „Allgemeinen Deutschen Rottweiler-Klub ADRK“ zusammen. Mit den Klubgründungen wurde dem Niedergang der Rasse vorerst einmal Einhalt geboten.
Von Bedeutung wurde auch, dass die Hamburger Polizeibeamten Hinsch, Bobzin, Grosse und Zimmermann einige Rottweiler-Hunde als Polizeihunde einstellte. Die Beiden Hunde „Max v. d. Strahlenburg“ und „Flock“ leisteten derart gute Polizeidienste, dass der Rottweiler im Jahre 1910 vom „Ersten deutschen Polizeihundeverein“ als Polizeihunderasse offiziell anerkannt worden ist.
Im selben Jahre erfolgte auch die Anerkennung als reine Rasse durch die Delegiertenkommission. Kehren wir zu A. Graf zurück. Anlässlich einer Hundeausstellung in Heidelberg (1905) sollte dem Ehrenpräsidenten der Ausstellung ein schöner und seltener Hund überreicht werden. Man einigte sich auf einen Rottweiler. Ein Schieferbergwerksarbeiter besorgte den Rüden „Merat“, der dann allerdings offenbar größtenteils von A. Graf betreut worden ist. Graf, der damals Dackel züchtete, reiste nach Rottweil und erwarb hier die einzige noch vorhandene Rottweiler-Hündin „Miss“. Zur besagten Ausstellung in Heidelberg erschienen drei Rottweiler, wovon aber keiner dem entsprach, was sich die Richter unter einem guten Rottweiler vorgestellt hatten.
A. Graf suchte weiter und fand schließlich den Rüden „Russ“. Trotz des erbärmlichen Zustands, in dem sich der Hund befand, erwarb ihn A. Graf, und in der Folge wurde dieser „Russ“ zu einem Eckpfeiler der modernen Rottweiler-Zucht. A. Graf und Hans Gennerich, Hamburg, eröffneten ein erstes Zuchtbuch für Rottweiler, in das offensichtlich reingezüchtete Rottweiler eingetragen wurden, die auf einer Ausstellung mindestens die Qualifikation „Lobende Erwähnung“ erhalten hatten. Anfänglich wurde ein schwerer und ein leichter Typ getrennt gezüchtet, wobei beim leichten Typ vor allem die Gebrauchseigenschaften im Vordergrund standen und z.B. weiße Abzeichen toleriert wurden. Bei der großen Varietät dagegen waren die weißen Abzeichen nicht mehr erlaubt. Züchterische Probleme stellte die Forderung nach einer sauberen Farbe. Die graue oder braune Unterwolle war durch das schwarze Deckhaar hindurch sichtbar und machte einen „fix Körber haften Eindruck“. Das gleiche Problem hatten (und haben zum Teil immer noch) die Züchter der schweizerischen Sennenhunde.
Ferner erwuchs dem Rottweiler im Dobermann ein ernsthafter Konkurrent. Anfänglich war ja der Dobermann schwerer und weit weniger, elegant, als er heute ist, so dass oft, abgesehen von den kupierten Ohren, der Unterschied zwischen einem Dobermann und einem Rottweiler nicht sehr groß war. Die Forderung, die in einem Richterbericht vom Jänner 1907 erhoben wurden, bestand deshalb zu Recht: „Dem Rottweiler muss unter allen Umständen seine stämmige, gedrungene Erscheinung bewahrt bleiben und jede Einkreuzung fremden Blutes ist zu vermeiden“. Es soll damals (um die Jahrhundertwende) vorgekommen sein, dass absolut atypische Hunde an Ausstellungen als Rottweiler-Hunde hoch bewertet wurden, wodurch falsche Maßstäbe gesetzt wurden.
Führende Züchter um die Jahrhundertwende waren: Albert Graf, Heidelberg, Zwinger „v. Brückenbuckel“, W. Schrader, Dessau, Zwinger „v. Nekkar“; O. Hell, Altona, Zwinger „v. Holstein“; H. Gennerisch, Hamburg, Zwinger „v. d. Waterkant“.
Zuchtbestimmende Rüden waren:
„Russ v. Brückenbuckel“ gew. 1906
1912 wurde diesem Hund der Siegertitel zugesprochen. 1911 erhielt er den Hamburger Staatspreis, 1914 den Königlich Sächsischen Staatspreis. Auf internationalen Ausstellungen errang er 16 mal 1. Preise, viermal 2. Preise, einmal einen 3. Preis und 20 Ehrenpreise.
Beim DRK war der Zwinger vom Brückenbuckel des Herrn Albert Graf-Heidelberg mit Ruß führend. Ruß hat dutzende von Hüdinnen gedeckt und manchen guten Rottweiler erzeugt.; Juli 1904
„Ralph v. Neckar“, gew. 1906
1912 wurde diesem Hund der Siegertitel zugesprochen. 1911 erhielt er den Hamburger Staatspreis, 1914 den Königlich Sächsischen Staatspreis. Auf internationalen Ausstellungen errang er 16 mal 1. Preise, viermal 2. Preise, einmal einen 3. Preis und 20 Ehrenpreise Prächtig, von Feuer und Kraft, viel Adel, bestes Haar und Abzeichen, gute Knochen, prima Behang und von richtiger Größe. Die Zeitgenossen sagten von Ralph, dass er zu windig gewesen sei.
„Max v. d. Strahlenburg“
Unbeschadet äusserlicher Mängel war es gerade dieser Hund mit seinem Führer Otto Grosse der ganz
entscheidenden Anteil an der Publizierung des Rottweilers als Polizeihund hatte. In den Analen des Klubs steht Max auf der Seite des Diensthundewesens an erster Stelle. In allen Disziplinen
hundlicher Leistung stellte er sich ebenbürtig an die Seite jeder anderen anerkannten Polizeihunderasse.
Der 1. Weltkrieg beendete seine sportliche Laufbahn und Max erfüllte seine Aufgaben als Kriegshund an der Seite von Otto Grosse, der seine Anlagen zu so hohen Leistungen ausgebildet hatte.;
1908
Einer der ganz großen Vererber war Sieger „Lord v. d. Teck“, gew. 1914, ihm folge im Jahre 1918 sein Sohn „Arco v. Torfwerk“, dessen Mutter eine Wurfschwester von „Lord“ war. Als bedeutende Zuchthündin zu nennen ist „Hera v. d. Teck“, gew. 1919.
Fehler, die damals den Hunden häufig angekreidet wurden, waren ein schlechtes Gangwerk, „die überwiegende Anzahl pendelten, wackelten und schoben ihren Körper vorwärts“ sagte A. Pienkoss. Weitere Fehler waren der weiche, durchhängende Rücken und die steile Hinterhand, ferner der „Jagdhundekopf“ mit fehlendem Stop. Umstritten war auch die Größe. Der Standard von 1913 gab für Rüben eine Risthöhe zwischen 60 und 65 cm an, für Hündinnen zwischen 55 und 65 cm, gute Hunde maßen aber oft über 70 cm. 1921 setzte man die Höchstgrenze für Rüden auf 68 cm fest. Eingedenk der Tatsache, dass der Rottweiler ursprünglich ein Treibhund war, wollte man auch die Veranlagung zum Viehtreiben erhalten und schuf 1924 ein Reglement zu einer „Triebhundeprüfung“. Die Idee schlug aber offenbar nicht ein. Dagegen hat der Rottweiler heute seinen festen Platz auf der Liste der Gebrauchshunde und leistet seinen Dienst bei der Polizei, beim Zoll und beim Grenzschutz und dergleichen.